Am Wochenende 10-11. März richtete unser Reisepartner HSK die Bundesligarunden 11 und 12 aus. Dieses Mal spielten wir in der Mensa der beruflichen Schule für Medien und Kommunikation. Wie immer war es von HSK bestens organisiert.
Bevor ich zum Verlauf der Schachbegegnungen komme, möchte ich ein paar Worte schreiben. Aus persönlichen Gründen rutschte der sportliche Teil dieses Wochenende für Michael und mich in die zweite Reihe ab. Am 08.03.2018, zwei Tage vor dem ersten Spiel, starb Michaels Vater. Am besten hätten Michael und ich nicht gespielt. Ich musste aber auf jeden Fall spielen, weil es unmöglich war zwei Ersatzspieler so kurzfristig zu finden. Nach der Rücksprache mit Michael überlas ich ihm selbst die Entscheidung über seinen Einsatz. An dieser Stelle möchte ich meinen herzlichen Dank an Torsten und Daniel aussprechen, die bereit waren je eine Partie zu spielen. Am Freitag Nachmittag entschied sich Michael doch zu spielen. Mein lieber Schwager! Ich kann den Verlust meines Schwiegervaters immer noch nicht verarbeiten. Ich kann mir kaum vorstellen, wie Du Dich an diesen Tagen fülltest. Mein allergrößter Respekt vor Deinem Mut und Deiner Leistung am diesem Wochenende.
Zum Schach. Am Samstag spielten wir gegen die sehr starke Mannschaft Schachfreunde Deizisau, die genauso wie der deutsche Meister OSG Baden Baden von der GRENKE AG gesponsert wird. Als erster war Andrei am Brett 2 fertig. Gleichzeitig bedeutete es für uns, dass wir wieder nicht ohne Brettpunkte nach Hause gehen. Als sein Gegner, der deutsche Europameister von 2011, Georg Meier mit seinem 20. Zug im gleichen Endspiel das Remis bat, hatte Andrei ca. 30 min. bis zur Kontrolle. Georg hat für die ganze Partie weniger als 5 min gebraucht.
Lawrence kam am Brett 1 gegen der deutschen Auswahlspieler Matthias Blübaum nicht so gut aus der Öffnung und musste kurz von der Zeitkontrolle aufgeben. 0,5:1,5. Am Brett 8 kämpfte Thomas gegen Rustem Dautov ganz gut, hatte aber im Endspiel einen Angriff seines Gegners unterschätzt. 0,5:2,5. Ähnlich verliefen auch die Partien unseren beiden Jungstars Benedict (am Brett 4 gegen Andreas Heimann) und Emil (am Brett 6 gegen Alexander Graf): beide machten die entscheidenden Fehler kurz von der Zeitkontrolle. 0,5:4,5.
Michael hatte mit Schwarz am Brett 3 gegen Michal Krasenkow nach der Öffnung eine ausgeglichene Stellung. Danach verlor Michael leider den Pfaden und musste das Endspiel mit einem Minusbauer und ungleichfarbigen Läufern plus ein Turm verteidigen, was ihm leider nach 5 Stunden nicht geling. 0,5:5,5.
Meine Partie gegen der deutschen großen Talent Vincent Keymer lief fast 6 Stunden. Im Wolgagambit kämpfte ich fast 40 Zügen um den Ausgleich. Als ich den Bauer mit meinem 39. Zug zurückeroberte, dachte ich, dass ich in einem sehr komplizierten Endspiel mit der Dame und den beiden Türmen besser stehe. Der Engine zeigt aber 0.00. Die beiden spielten auf Sieg. Mit meinem 46. Zug machte ich einen Fehler, den aber Vincent nicht nutzte. Vom 48. bis zum 52. Zug zeigte der Engine schon wieder 0.00. Und dann nach Vincents 53. Zug plötzlich -50.00! Ich konnte die Partie mit einem Zug zu meinen Gunsten entscheiden, sah aber diese Möglichkeit nicht. Und nach 55 Zügen endete die Partie leistungsgerecht Remis. 1:6.
Noch eine halbe Stunde länger spielte Ashot gegen Zdenko Kozul (Andrei Kommentar: „er hatte schon 2600, als ich noch nicht geboren war“). In einer sehr komplizierten Partie stand Ashot zuerst besser, fand aber in der Zeitnot nicht den richtigen Plan. Nach der Zeitkontrolle musste Ashot ähnlich wie Michael das Endspiel mit einem Minusbauer und ungleichfarbigen Läufern plus ein Turm verteidigen. Und hier begann nach den Worten von Michael „Ashots Show“. Ashot machte seine Züge, als auf seiner Uhr nur 1 Sekunde blieb. Danach bekam er 30 Sekunden Bonus. Diese „Show“ wiederholte sich jeden Zug. Und nach knapp 7 Stunden hatte Ahot Glück. Mit seinem 93. Zug übersah der kroatische GM in fast gewonnener Stellung den Turmtausch und musste sich mit dem Remis zufrieden geben.
Am Ende 1,5:6,5 für Schachfreunde Deizisau.
Am Sonntag spielten wir gegen den Schachklub Schwäbisch Hall. Die Begegnung konnte für uns nicht besser anfangen: wir bekamen ein Geschenk vom Gegner in Form eines Pluspunktes. Evgeny Postny musste am Samstag Abend abreisen. Eine halbe Stunde nach dem Start des Matsches brachte dieser Pluspunkt von Benedict uns das erste Mal in unserer Bundesligageschichte in Führung.
Nachdem Ralf, der Emil ersetzte, am Brett 8 mit Schwarz ziemlich schnell sehr souverän Remis spielte (jetzt hat jeder von eingesetzten Spielern die Punkte!), hatten wir 4 weiße und nur 2 schwarze Partien. In der Luft roch nach einer Sensation.
Michael mit Weiß gegen Tigran Gharamian stand sehr gut nach der Öffnung. Ich hatte hier die Hoffnung auf einen vollen Punkt. Leider verrechnete sich Michael mit seinem 21. Zug und bot sofort Remis an. 2:1 für uns nach 2,5 Stunden. Ein wenig später spielte auch Ashot gegen Jean-Pierre Le Roux Unentschieden. 2,5:1,5.
Leider geling mir schon wieder keine zwei ordentlichen Partien an einem Wochenende. Gegen Mathias Womacka stellte ich mit meinem 21. Zug den Bauer ein. Danach bekam ich von meinem Gegner keine Chance mehr. 2,5:2,5.
Am Brett 2 spielte Andrei gegen Victor Laznicka. Eine wirklich sehr starke Partie der Nummer 2 von Tschechien und unser Gegner führte das erste Mal in diesem Kampf 3,5:2,5. Wir konnten aber noch den Kampf retten. Lawrence am Brett 1 spielte eine interessante Partie gegen Dmitry Jakovenko. Leider investierte Lawrence sehr viel Zeit in die Öffnung und war bereits ab seinem 15. Zug in der starken Zeitnot. Kein Wunder, dass Lawrence kurz von der Zeitkontrolle nicht die besten Züge fand und kurz danach aufgegeben musste. Obwohl Thomas nach einer starken Partie gegen Alexander Raykhman gewann, reichte es leider nur zu einer knappen 3,5:4,5 Niederlage.
Nach diesem Wochenende sind wir schon rechnerisch mit 1 Mannschafspunkt und 23,5 Brettpunkten abgestiegen. Wir freuen uns trotzdem auf die finale Endrunde 29.04.-01.05. in Berlin.