Da Christian ja bereits über den ersten Teil unserer Reise nach Bilbao berichtet hat, folgt hier jetzt der zweite Teil von meiner Seite.
Für Christian lief es nach der Niederlage in Runde 4 wechselhaft. In Runde 5 gewann er mit einer schönen Kombination gegen einen Spieler ohne Elo mit einer nationalen Ratingzahl von circa 1800, jedoch musste er sich in Runde 6 in einer interessanten Partie geschlagen geben. Bedingt durch einige Absagen zu Beginn des Turnieres und nicht so vielen Spielern mit 2000-2200 Elo in der Teilnehmerliste, wurde er in den nächsten beiden Partien wieder gegen Gegner im Spielstärkebereich zwischen 1800 und 1900 gelost. Diese gewann er auch und spielte so in der letzten Runde an Brett gegen den IM Mikel Huerga Leache. In der Vergangenheit konnte Christian bereits einen Sieg gegen ihn einfahren und nach der Eröffnung sah es wieder gut aus, doch Christian verpasste es, energisch fortzusetzen und verlor am Ende sogar noch. So beendete er das Turnier auf Platz 13 und mit einem leichten Elominus, aber wird auch aufgrund der guten Partieanlagen gegen die Spieler mit mehr als 2400 Elo nicht unzufrieden sein.
Marta wurde am Ende 5. und landete damit 3 Plätze über ihrem Setzlistenplatz und machte dabei ungefähr +-0 Elo. Aber Marta ist ehrgeizig und hätte sich über einen halben Punkt mehr wohl auch nicht beschwert. In Runde 5 verteidigte sich ihr Gegner stark, sodass das Remis dort in Ordnung geht. Am ehesten hätte sie wohl in Runde 7 gegen den FM Jesus Iruzubieta Villaluenga den vollen Punkt einfahren können, denn nachdem sie ihre Stellung zunächst erfolgreich konsolidiert hatte, übersah ihr Gegner eine für Marta günstige Abwicklung in ein Turmendspiel, das gute Gewinnchancen bot. Doch mit wenig Zeit auf der Uhr fand Marta nicht den besten Gewinnversuch und ihr Gegner hielt den Laden zusammen, wodurch die Partie in der Folge mit Remis endete.
Für mich lief das Turnier nahezu optimal. In Runde 5 gewann ich gegen den bereits oben erwähnten Mikel Huerga Leache eine interessante Partie und fand mich so am oberen Ende der Tabelle wieder. In den folgenden Runden gab es Remisen gegen die Nummer 2 und 4 der Setzliste, was mich für die 8.Runde in eine gute Ausgangsposition für den Kampf um die vorderen Platzierungen brachte. Das einzige Haar in der Suppe lässt sich daran sehen, dass mir durch einen weiteren Spanier in eben dieser 8.Runde die „Nicht-Spanier“ für eine IM-Norm fehlten, aber das hatte man zu Beginn des Turnieres bereits erwarten können. Das ich am Ende dieser Runde die Tabellenführung teilen sollte, spiegelt jedoch nicht den Verlauf dieser Partie wieder. Mein Gegner kam mit einer langen Vorbereitung ans Brett, was mich zunächst eine Menge Zeit kostete. Schließlich kamen dann mit wenig Zeit auf der Uhr auch Fehler dazu und ich stand sowohl mit einem Minusbauern als auch mit 2 gegen 30 Minuten für den Rest der Partie da. Doch wie durch ein Wunder glich ich erst aus, bevor mein Gegner die Partie sogar zum Verlust einstellte. So spielte ich in der letzten Runde gegen Marta und musste mich nach einer Ungenauigkeit einige Zeit verteidigen, was mir aber auch gelang.
Mit zwei punktgleichen Konkurrenten landete ich also auf dem geteilten ersten Platz und wie erwartet bescherte mir die Buchholz den 2.Platz und einen Pokal, bei dem ich mir noch nicht sicher bin, wie ich ihn noch in meinem Gepäck unterbringe.
Hier ein Foto von der Siegehrung, das Christian geschossen hat:
Unerwähnt darf natürlich auch nicht bleiben, dass Martas Rundumversorgung mit Orangensaft, Früchten und Tee die Woche für mich sehr komfortabel gestaltet hat. Zu Beginn des Turnieres hatte ich noch eine Erkältung, von der ich mich bis auf den Husten aber weitestgehend erholt habe, woran die gesunde Ernährung sicherlich ihren Anteil gehabt haben wird.
Außerdem scheint es für mich so, dass man immer dann sein bestes Schach spielt, wenn man entspannt zur Partie erscheint und so habe ich die Strandbesuche, die sich allerdings aufgrund der Wetterlage in Grenzen hielten, die Ausflüge ins Zentrum von Bilbao und San Sebastian sowie den Ausflug ins Guggenheim Museum genossen. Bei letzterem wurde ich sogar Teil einer lebhaften Diskussion über die Bedeutung moderner Kunst, was zeigt, dass wir die Zeit hier auch in kultureller Hinsicht gut genutzt haben.
Ich selbst habe zwar meine letzte IM-Norm denkbar knapp verfehlt, obwohl ich theoretisch sogar einen halben Punkt weniger hätte erzielen können, aber bezüglich des Elogewinns hat sich das Turnier trotzdem gelohnt. Mit einer ungefähren neuen Elozahl von 2453 konnte ich nochmal einige Punkte hinzugewinnen und mich außerdem über eine Einladung zu einem GM-Rundenturnier im Dezember in der Nähe von Bilbao freuen.
Im Folgenden kommt, sofern es denn technisch gelingt, noch meine kommentierte Partie aus der 5.Runde gegen den IM Mikel Huerga Leache:
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