6. World Senior Team Championship vom 7.-15. Juli in Radebeul
(Schlussbericht)
Am letzten Freitag kämpften sich Karl-Heinz, Christian und seine Frau Renate sowie Anke und ich (Rüdiger) bei Ferienbeginn durch diverse Staus und Baustellen, um in Radebeul an den Mannschaftsweltmeisterschaften der Senioren 50+ teilzunehmen.
Trotz der Aufteilung auf 3 Autos kamen wir heil und gut motiviert am Ziel an.
In unserer Altersklasse nehmen 67 Mannschaften teil und unter Einbeziehung der guten ELO von Thomas belegen wir den 57. Ranglistenplatz.
Wegen seines Einsatzes beim TURA-Fide-Turnier (hervorragender 2. Platz!) konnte Thomas aber erst am Montagabend nachkommen.
In der ersten Runde trafen wir auf SG Grün-Weiß Dresden, die mit einem „leichten“ ELO-Plus von 2099 : 1810 an die Bretter gingen. Wir hielten uns ganz achtbar, am Ende konnte aber nur Karl-Heinz ein Remis einfahren – also 0,5:3,5.
Die zweite Runde bescherte uns die 1. Mannschaft von TSG Markkleeberg als Gegner, die hatten nur einen ELO-Vorteil von 1969 :1810, also kaum der Rede Wert! Und so kam es auch! Anke und ich konnten unseren Gegnern jeweils ein Remis abklammern und Karl-Heinz glänzte mit einem Sieg! Leider konnte Christian seine Partie nicht halten, aber immerhin: der erste Mannschaftspunkt war unser und unser Ziel, nicht gegen das Freilos gepaart zu werden, zumindest erst einmal erfüllt.
Nachteil des Punktgewinns war, dass unser nächster Gegner wieder stärker sein würde. Der SK Ricklingen brachte ein Gewicht von durchschnittlich 2017 ELO auf die Waage. Mein Gegner, FM Simon überspielte mich und auch Karl-Heinz musste neidlos anerkennen, dass auch sein Gegner klar überlegen war. 0:2 und nur eine kleine Hoffnung, dass Anke und Christian noch hätten ausgleichen können. Tatsächlich stellte Ankes Gegner in Zeitnot einen Turm ein und der Punkt war unser. … und Christian stand gut! Sein Gegner bot ihm Remis und Christian schlug ein. Leider war der Mannschaftskampf damit verloren, aber ein weiteres Ziel war erreicht, wir hatten keinen „Nullinger“ mehr in unseren Reihen.
Wir hofften nun auf Thomas, der am Montagnachmittag anreiste und wünschten uns, dass er viele Veränderungen mitbringen würde. Und so war es auch, erstens wurde die WM für uns international. Wir bekamen mit „Sempreverde“ eine italienische Mannschaft zugelost Zweitens waren wir Favorit (Huch!), die ELO-Wertung sprach mit 1915 : 1886 zu unseren Gunsten! Drittens wurde das Frühstück auf 6:30 Uhr vorverlegt…?! Und viertens war am Dienstagmorgen das herrliche Sonnenwetter vorbei und es regnete.
Also, um Mephisto aus dem Faust zu zitieren: „Sein Anblick (Thomas) gab den Engeln (uns) Stärke… und so gingen wir gut motiviert an die Bretter! Und Thomas machte ohne allzu große Probleme an Brett 1 remis, Karl-Heinz folgte alsbald seinem Beispiel und ich konnte meinen Gegner niederringen. Aber leider konnte Anke das Glück nicht komplettieren, sie geriet in eine ihr unbekannte Variante und verlor leider – aber der nächste Mannschaftspunkt steht bei uns auf der Habenseite!
Gerade ist die Auslosung für die nächste Runde veröffentlicht worden: Wir treffen auf die SK Aufbau Bernberg – die haben einen ELO-Schnitt von 2000 … aber jetzt wollen wir mehr…
Es ist ein Superturnier! Hervorragend organisiert! Die Stimmung ist super und es macht allen viel Spaß!
Der Wunsch am Ende meines letzten Berichts ging nicht in Erfüllung. Der SV Aufbau Bernburg brachte in der konkreten Aufstellung einen ELO-Vorteil von 2000 : 1917 mit. Sowohl Thomas (schnell und leicht) als auch Anke und Christian (umkämpfter und schwerer) konnten jeweils remis spielen. Beim Frühstück hatte Christian noch davon gesprochen, dass er ab und zu gern in das kleine Büchlein „So sollst Du nicht Schach spielen“ wg. der schönen Merksätze hineinschaue… Nun, an diese hatte ich mich wohl nicht gehalten und vielleicht sogar für neues Material für weitere Kapitel gesorgt, also klare „Klatsche“ für mich und 1,5 : 2,5 für unseren Gegner!
Die nächste Runde, nun wieder ohne Thomas brachte uns das zweite Mal in die Favoritenrolle: Der Gegner hieß SG Priestewitz/Riesa; der ELO-Vorteil von 1810 : 1730 lag bei uns – und diesmal nahmen wir sie wahr. Christian siegte irgendwie doch recht mühelos, Anke sorgte für den zweiten vollen Punkt und Karl-Heinz und ich konnten mit Remisen zu unserem ersten Mannschaftssieg bei einer Team-Senioren-WM vollenden (2016 hatten wir bei drei Mannschaftsremisen ja leider nur das Freilos „zerpflückt“!).
Runde 7 brachte uns dann einen Gegner, den wir schon 2016 hatten: Blue Wonder, ein Zusammenschluss von Spielern aus dem Umfeld Dresdens, die ELO-mäßig einen Vorteil von 1946 : 1810 hatten. und es ging schlecht los: Christian lief in eine Eröffnungsfalle. Nach wenigen Zügen hatte er einen Turm weniger und gab alsbald auf. Ich hatte meinem Gegner Remis angeboten, dass er nun annahm. Aber Karl-Heinz und Anke kämpften heldenhaft. Als Karl-Heinz Gegner Remis anbot, sagte K-H nur „dann verhaut mich mein Mannschaftsführer…!“ und führte die Partie zum Sieg. Anke spielte eine schöne Partie, übersah leider ein dreizügiges Matt aber führte zum Schluss den letzten Bauern auf das Umwandlungsfeld. Also Sieg !!! Sieg !!! Sieg !!!
(Hier muss ich aber gestehen, warum wir wirklich gewannen. Vor hatte Runde hatte ich Ingrid Schulz getroffen, ein paar Worte gewechselt und wie das so ist, wünschte sie mir zum Ende des Gesprächs viel Glück. Darauf sagte ich, „das brauchen wir auch bei dem überlegenen Gegner“, drehte sie sich mir zu sagte, „pass auf, ich belege dich mit einem magischen Zauber“, machte unter den entsprechenden Handbewegungen „ksch…ksch!“ und im Nachhinein muss ich zugeben, es wirkte!)
Damit waren wir mit 6:8 Punkten in das Mittelfeld vorgedrungen, das bedeutete dann in Runde 8 aber wieder einen Gegner, die Stiftung BSW/DBAG, die mit einem ELO-Vorsprung von 2003 : 1810 ins Rennen ging. Wir wehrten uns zwar zäh, aber Anke, Karl-Heinz und ich mussten die Überlegenheit unserer Gegner neidlos anerkennen - Christian aber gelang es, ein Remis zu ergattern!
Für die letzte Runde hofften wir auf einen internationalen Gegner und eine Auslosung nach unten. Beides klappte nicht, aber der Gegner „Germany Woman 3“ war dann doch ein kleines Highlight für uns, obwohl die Mädels 2025 ELO-Punkte auf die Waagschale brachten. Insofern war leider nichts zu bestellen, nur ich konnte mit Weiß in der französischen Abtauschvariante ein Remis erzielen.
An dieser Stelle dann die Chronistenpflicht: In der Klasse 50+ siegte die USA vor England und der Laker Stiftung, bei den Frauen Russland vor Deutschland und England. Die Klasse 65+ gewann Russland, vor St. Petersburg und Deutschland; die Frauenwertung holte sich die Mongolei.
Die Veranstaltung war sehr gelungen, hervorragende Organisation, schöne Eröffnungs- und Schlussfeier einschließlich Siegerehrung und peppiger Musik (die Band war klasse!).Wir belegten in der Klasse 50+ mit 6:12 Mannschafts- und 14 Brettpunkten den 61. Platz. Das klingt zunächst nicht ganz so toll, dennoch waren wir sehr zufrieden, weil wir viele Ziele erreichen konnten:
> wir haben zwei Mannschaftskämpfe gewonnen
> jeder (Ausnahme Thomas) hat mindestens einmal gewonnen und noch ein paar Remis erreicht
> wir konnten vermeiden, gegen das Freilos gepaart zu werden
> und -was am wichtigsten ist- die Stimmung im Team war einfach super!
Unser Team im Einzelnen:
Es war super, dass Thomas, als etablierter Bundesligaspieler, bereit war, in unserem Team mitzuspielen. Schön wäre es, wenn wir so etwas bei anderen Veranstaltungen wiederholen könnten! Leider kam er nur auf zwei Einsätze, da er vorher und nachher bereits andere Turnierverpflichtungen hatte. Die Analysen mit ihm brachten uns weiter und trugen in den Runden 6+7 dann auch Früchte. Bei zwei Einsätzen verzichten wir auf die Statistik.
Ich (Rüdiger-ELO 1832) erzielte 3 Punkte aus 9 Partien bei einem gegnerischen ELO-Schnitt von 2052 Nun, ein stärkeres Brett 1 wäre schön, aber auch so bleibt ein kleiner ELO-Zuwachs hängen.
Anke (ELO 1842) war mit 4/9 bei einem Schnitt von 1969 unser „Punktebagger“ und dürfte einen zweistelligen ELO-Zuwachs realisieren.
Karl-Heinz (ELO 1778) erreichte 3,5/8 bei einem Schnitt von 1885. Neben dem Schach erwarb er Meriten als unser Chauffeur! Etwas weniger erfolgreich war er im Erkunden von Restaurants für das Abendessen, mit dem „Römer“ ein wunderschönes Lokal zu finden und zu buchen!
Christians (ELO 1788) Ergebnis von 2,5/8 bei einem Schnitt von 1909 ist aller Ehren wert und in einem Match bewahrte er uns mit seinem Remis vor einer 0:4-Klatsche!
Und eine Person gehört zum Team, spielte im bisherigen Bericht aber praktisch kaum eine Rolle: Renate! Sie war immer verständnisvoll und hörte unseren Schachgeschichten zu, sorgte aber auch dafür, dass nicht nur über Schach geredet wurde, sondern z.B. auch vom Siamkater Proka und Paulchen, der Maus. Oder sie besorgte Informationen z.B. zu Karl May. Und am Schlusstag überraschte sie uns noch mit einem kleinen Geschenk!
Vielen Dank dafür und vieln Dank an die gesamte Mannschaft – ich hoffe, wir können dies wiederholen!
[PS von Burkart: Vor 2 Jahren waren sie (zusammen mit Herbert und Dietrich) schon einmal bei der Meisterschaft, siehe hier.]